Der aktuelle Wochenbrief (Nr. 01/2025)
von H. H. Pater Andreas Jeindl
Liebe Gläubige,
Herz Jesu, mit dem Worte Gottes wesenhaft vereinigt, erbarme dich unser!
Was im großartigen ersten Kapitel des Johannesevangeliums so prägnant gesagt ist: "Und das Wort ist Fleisch geworden" (Joh 1, 14), das ist in den Worten der dritten Anrufung der Herz-Jesu-Litanei ausgedrückt: "Herz Jesu, mit dem Worte Gottes wesenhaft vereinigt, erbarme dich unser."
Die hypostatische Union: Gott und Mensch in Christus
Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, das sagt uns mit klaren Worten die Heilige Schrift. Christus hat ein echtes menschliches Herz, dieses Herz ist aber wahrhaftig das Herz Gottes selber. Doch wie lassen sich diese beiden so verschiedenen Naturen vereinbaren? Die Kirche erklärt uns, dass es sich hier um das Geheimnis der "hypostatischen Union“ handelt, der wesenhaften Vereinigung von Gott und Mensch in Christus. In Christus gibt es nur eine Person. Dennoch hat er zwei Naturen, die göttliche und die menschliche.
Die menschliche Natur Christi, Wesenseigentum Gottes
Die menschliche Natur ist in Christus nicht etwas Unwesentliches, etwas, was Christus beliebig wieder hätte ablegen können, wie man ein Kleid wechselt, etwas, was er hätte verlieren können, wie wir ein amputiertes Glied verlieren. Wie unsere menschliche Seele, unser menschliches Herz zu unserem Wesen gehört, so dass wir ohne Seele und ohne Herz aufhörten, wirkliche menschliche Wesen zu sein, so gehört zu unserem Herrn Jesus Christus die Menschheit. Durch die geheimnisvolle Vereinigung, die tatsächlich in Christus verwirklicht wurde, ist seine Menschheit und sein menschliches Herz Wesenseigentum Gottes.
Die einzigartige Heiligkeit des Herzens Jesu
Der Engel sprach zu Maria: "Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Allerhöchsten dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das aus dir geboren (Griechisch = gezeugt) wird, Sohn Gottes heißen" (Luk 1, 35). Warum spricht der Engel hier von: "Das Heilige", und nicht: „Der Heilige?“
Das Heilige, das aus Maria geboren wurde, war die Menschheit Christi; diese aber ist etwas "Sächliches", ist keine Person, sondern etwas, was einer Person gehört und eben darum, weil es dieser Person gehört, die ja Gott selber ist, deshalb ist diese menschliche Natur Christi so heilig. Die Menschheit Christi wird dann auch das vorzüglichste Werkzeug in der Hand Gottes zur Heiligung der Menschen.
Die Vereinigung mit dem Wort Gottes: Der Weg zur Gotteskindschaft
Die menschliche Natur ist nicht mit allen drei göttlichen Personen, auch nicht mit der ersten oder dritten, sondern mit der zweiten Person, dem Sohne Gottes, vereinigt. Warum gerade mit der zweiten Person? Die menschliche Natur ist, mit der Gottheit vereinigt worden, um auf diese Weise die Erlösung der Menschen zu vollziehen! "um unseres Heiles willen". Das Heil aber besteht ganz wesentlich in der Gotteskindschaft. Wir werden Kinder Gottes, "aus Gott geboren" (Joh 1, 13). Durch wen aber sollte uns die Gotteskindschaft eher zukommen als durch den aus dem Vater Geborenen, den Sohn? Der Mensch Jesus Christus ist der eingeborene Sohn Gottes, er ist auch als Mensch der Sohn des ewigen Vaters. Die Väter stellten immer wieder die Frage: Warum ist denn Gott ein Menschenkind geworden? Und sie antworteten: Damit wir Gotteskinder werden könnten! " Darum betont auch so sehr der heilige Johannes in seinem Prolog: „Allen aber, die da glauben an seinen Namen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden" (Joh 1, 12).
Indem das göttliche Wort so tief herabstieg, dürfen wir aus den Niederungen, in die wir hineingeboren wurden, zur Gotteskindschaft emporsteigen - zur Gotteskindschaft, die nicht ein natürliches, irdisches Werden ist, sondern eine übernatürliche, geistige Geburt aus Gott. Sie ist ein Geschenk aus der freien, ungeschuldeten Liebe Gottes - ein Liebesgeschenk des liebenden Herzens des Wortes Gottes! Seien wir jeder Zeit überaus dankbar, für das große Geheimnis der Menschwerdung, denn nur durch dieses Geheimnis wird uns die Erlösung zuteil.
Mit priesterlichem Segensgruß
P. A n d r e a s J e i n d l