Der aktuelle Wochenbrief (Nr. 09/2025)

von H. H. P. A n d r e a s J e i n d l
Liebe Gläubige,
Herz Jesu, Sehnsucht der ewigen Hügel, erbarme dich unser!
Der Patriarch Jakob spricht in seinen letzten Worten zu seinem Sohn Josef: „Der Segen deines Vaters wird übertreffen den Segen seiner Väter, bis da kommt das Verlangen der ewigen Hügel“(Gen 49,25). Diese prophetische Aussage bezieht sich auf den kommenden Messias, Jesus Christus, der als der von allen Völkern Ersehnte bezeichnet wird. Der Prophet Aggäus bekräftigt dies mit den Worten: "Und es wird kommen der von allen Völkern Ersehnte."
Was sind die ewigen Hügel?
Die "ewigen Hügel" bedeuten zunächst einen Segen, der selbst den Segen der Patriarchen des Alten Bundes überragt. Die Segnungen, die Jakob seinen Sohne Josef wünscht, überragen allen Segen, mit dem Gott Abraham und Isaak gesegnet hat; es sind nämlich Segnungen, nach denen die ganze Erde, alle Menschen sich sehnen.
Im weitesten Sinne bedeuten deshalb die ewigen Hügel die ganz Welt, wobei Berge und Hügel als älteste und festeste Bestandteile der Erde betrachtet werden. Darum sagt auch der heilige Paulus zu den Römern: „Wir wissen ja, dass die ganze Schöpfung bis zur Stunde seufzt und in Wehen liegt“
Die Berge als Quellen des Segens
In der Naturbetrachtung fließen von Bergen und Höhen die lebenswichtigen Wasser zu Tal, was den Segen symbolisiert, der für das Leben von Herden und Menschen in den Tälern unerlässlich ist. Berge gelten auch als dem Himmel nahe und sind oft Orte von Heiligtümern. Der Berg Sion wird als heiliger Berg betrachtet, weil auf ihm der Tempel steht. Es wundert darum nicht, dass der göttliche Segen, der vom Gottmenschen ausgeht, gleichsam von den Bergen erwartet wird, die bis in den Himmel ragen.
Das Herz Jesu als Ziel der Sehnsucht
Bei genauerer Betrachtung richtet sich die Sehnsucht nicht einfach auf Jesus Christus, sondern spezifisch auf das Herz Jesu. Der Mensch, belastet von Sünde, Leidenschaften und Drangsal, sehnt sich nach einem Erlöser mit einem menschlichen Herzen, der Mitgefühl und Barmherzigkeit zeigt. Er bedarf nicht so sehr eines Gott-Königs, vor dessen Macht die Berge zerfließen, sondern eines Erlösers, der das menschliche Schicksal erfahren hat.
Die überragenden Eigenschaften des göttlichen Herzens
Das ersehnte Herz Jesu zeichnet sich durch Mitleid, Erbarmen und Barmherzigkeit aus. Es ist ein Herz, das sogar für seine Feinde betet: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Es ist kein Herz eines strengen Richters, sondern eines, das von Liebe und Erbarmen erfüllt ist. Dieses Herz bricht das geknickte Rohr nicht und löscht den glimmenden Docht nicht. Es ist das Herz eines Hirten, der 99 Schafe in der Wüste lässt, um das eine verlorene zu suchen.
Das Herz Jesu ist sanftmütig und demütig, es neigt sich zu den Mühseligen und Beladenen herab. Es lehrt in seinem Beispiel, ein würdiges, frommes und gerechtes Leben zu führen. Dieses Herz zeigt, wie man zum Vater betet, Gott und den Nächsten liebt, leidet und Opfer bringt.
Die Erfüllung heutiger Sehnsucht
In unserer Zeit, die von Gottlosigkeit, Unglauben und moralischer Verwirrung geprägt ist, ist die Gnade des Herzens Jesu besonders notwendig. Um zu verhindern, dass diese geistige Finsternis die Menschen in den Abgrund der Verzweiflung stürzt, müssen wir die Hilfe des Herzens Jesu um so mehr erflehen. Die Sehnsucht der ewigen Hügel findet ihre Erfüllung in diesem menschlichen Herzen des göttlichen Erlösers. Es ist die Antwort auf das tiefe Verlangen der Schöpfung nach Erlösung und bleibt ein Leuchtfeuer in Zeiten der Dunkelheit. Die Tiroler entzünden darum am Herz- Jesu- Fest die Feuer auf den Bergen. Mögen auch wir es entzünden in unseren Herzen.
Mit priesterlichem Segensgruß
P. A n d r e a s J e i n d l