Der aktuelle Wochenbrief (Nr. 11/2025)

Quelle: Priesterseminar Herz Jesu

von H. H. P. A n d r e a s J e i n d l

Liebe Gläubige,

Herz Jesu, reich für alle, die dich anrufen, erbarme dich unser!

«Es gibt keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden, ein und derselbe ist der Herr aller, und er ist für alle reich, die ihn anrufen» (Röm 10, 12). Von diesen Worten des hl. Paulus stammt die Anrufung in der Herz-Jesu Litanei und sie deutet darauf hin, mit welch großer Zuversicht gerade diejenigen sich an das Herz Jesu wenden dürfen, die der Wohltaten am meisten bedürfen.

Christus als Herr aller irdischen Güter

“Reich” pflegen die Menschen jene zu nennen, die große Besitztümer, Talente oder Macht besitzen. Es mag manchem erscheinen, als ob Christus in diesem Sinne nicht reich sein wollte, doch das ist ein Irrtum. Er ist der einzige Mensch, der alle Schätze des Himmels und der Erde sein eigen nennen kann. “Kein Mensch kann etwas in Besitz nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben wird… Der Vater liebt den Sohn und hat ihm alles in seine Hand gegeben…” (Joh 3, 27.35). Vor seiner Himmelfahrt erklärt unser Herr: “Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden” (Matth 28, 18).

Das Königtum Christi nach Papst Pius XI.

Papst Pius XI. erläutert in seinem Rundschreiben “Quas primas” (1925): Christus hat auch die “höchste und ausschließlichste Gewalt über alles Geschaffene”. Obschon Christus in erster Linie von seiner geistigen und übernatürlichen Macht spricht, so wäre es “ein schwerer Irrtum…, wollte jemand Christus, dem Gottmenschen, von vornherein die Herrschaft über die irdischen Güter und Angelegenheiten absprechen. Er hat vom Vater ein absolutes Recht über alle Kreaturen erhalten, so dass alles unter die Herrschaft seines Willens gestellt ist.”

Das überreiche Herz Jesu

Aber Christus ist nicht bloß in diesem Sinne reich; er ist reich in einem noch viel höheren und edleren Sinn — er besitzt ein reiches Herz weil es im höchsten Maß liebend und wohltätig ist. Er nennt alles sein eigen, aber nicht, um es für sich zu behalten, sondern um aus den unendlichen Reichtümern seines Herzens auf das freigebigste mitzuteilen. Er hat in der Tat die Liebe seines Herzens zur Schatzmeisterin seiner Reichtümer bestellt, und diese will geben, will schenken, will mitteilen, ist unbegrenzt freigebig; so freigebig, dass sie die ganze Welt mit den kostbarsten Gaben überschüttet, auch die irdischen Güter sind hier nicht ausgenommen. Daß dem so ist, geht aus den Verheißungen hervor, die Christus für die Verehrung des göttlichen Herzens Jesu durch die heilige Margareta Maria kundgetan hat: Die Weltleute werden vermittelst dieser liebenswürdigen Andacht alle Hilfe finden, deren sie für ihren Stand bedürfen, das heißt: den Frieden in ihrer Familie, die Unterstützung in ihren Arbeiten, den Segen des Himmels in ihren Unternehmungen, den Trost in ihren Leiden: ja, in diesem heiligsten Herzen werden sie eine sichere Zufluchtsstätte finden für ihr ganzes Leben und besonders in der Stunde des Todes.

Die drei Ströme der Gnade

In diesen Verheißungen ist auch die Rede von drei Strömen der Gnade, die aus dem Herzen Jesu hervorfließen: “1. Den Strom der Barmherzigkeit gegen die Sünder, über die es den Geist der Zerknirschung und der Reue ausgießt; 2. den Strom der Liebe, die sich bemüht, allen Armen Hilfe zu bringen, in was immer für einer Not sie sich befinden; 3. den Strom des Lichtes für die vollkommenen Freunde, die es mit sich vereinigen will, um ihnen seine Wissenschaft und seine Grundsätze mitzuteilen.” Und in der 6. Verheißung verspricht der Heiland: “Die Sünder werden in meinem Herzen eine Quelle und einen Ozean der Barmherzigkeit finden.” Ihnen steht “dieses Herz, in dem die Glut der Liebe zu uns nie erlischt, als rettende Zuflucht offen.”

Unsere Armut trotz Jesu Reichtum

Wenn das Herz Jesu so reich ist und so gerne seine Schätze mitteilen will, wie kommt es, dass die meisten Menschen so arm sind an Gütern? Vor allem an geistlichen Gütern, an wahrem Glück?

Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass so wenig und schlecht gebetet wird. Für so viele gelten die harten Worte des heiligen Jakobus: “Ihr kämpfet, führet Kriege und bringt es zu nichts, weil ihr nicht betet. Und wenn ihr betet, empfanget ihr nicht, weil ihr schlecht betet: mit dem Verlangen, euren Begierden zu frönen” (Jk 4, 2 ff) Um die himmlischen Gaben kümmern wir uns oft recht wenig und zeitliche Hilfe erwarten und suchen wir oft überall eher als beim Heiland, der auch diese Güter geben will, wenn sie uns nicht schaden.

Unser Herr hat die kostbarsten Schätze im reichsten Maß und sehnt sich so sehr danach, sie zu verschenken. Bitten wir das heiligste Herz Jesu, dass wir nicht arm bleiben an seinen Reichtümern, sondern erfüllt werden von seinen unermesslich wertvollen Gütern.

Mit priesterlichem Segensgruß

P. A n d r e a s J e i n d l