Studium

Das Studium

Im Laufe von sechs Jahren studieren die Seminaristen die Wissenschaft von unserem Herrn Jesus Christus, „das Geheimnis Christi“, von dem der hl. Paulus so oft mit dem Verlangen, es uns mitzuteilen, redet. Was es auch sei, die Philosophie, die Theologie, das Kirchenrecht oder die Liturgie, alles führt zu unserem Herrn Jesus Christus. Er ist es, der im Mittelpunkt aller Studien im Seminar steht.

Der hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort hat gleichermaßen Worte, die sehr einfach, aber doch so vielsagend sind: „Wer unseren Herrn Jesus Christus kennt, weiß alles, selbst wenn er nichts anderes kennt.“ Umgekehrt sagt er: „Wer unseren Herrn Jesus Christus nicht kennt, weiß nichts, selbst wenn er alle anderen Dinge kennt.“ Die Seminaristen bemühen sich für ihren Teil, unseren Herrn Jesus Christus kennenzulernen, ihn zu lieben und ihm zu dienen. Das ist ihr Trost, ihr Glück und ihre Freude.

Man muß also versuchen, besser zu begreifen, wer unser Herr ist, und in dieser Hinsicht gibt es die Gefahr, ihn vor allem als Mensch zu betrachten und dabei die Betrachtung seiner Gottheit zu vernachlässigen. Jesus Christus ist Gott. Folglich bedeutet den wahren Gott zu erkennen, unsern Herrn Jesus Christus zu erkennen.

Während ihrer gesamten Seminarzeit betrachten die Seminaristen über das, was die Ewigkeit im Vergleich zur Zeit ist, der Geist im Vergleich zur Materie, Gott im Vergleich zu den armen Kreaturen, die wir sind. Sie betrachten, wie es die große heilige Katharina von Siena gut sagte, „den, der alles ist, und den, der nichts ist.“

Unser Herr ist unser Alles, wir sind nichts, weil wir Geschöpfe sind, und zwar sündhafte Geschöpfe. Die Seminaristen betrachten die große Liebe unseres Herrn Jesus Christus zu ihnen, diese ungeheure Liebe, die sie vorbereitet, das Geschenk des Priestertums zu empfangen dank seines Kreuzes, dank des Blutes, das sie losgekauft hat und das ihnen ausgeteilt wurde in der Taufe, in allen Sakramenten, die sie empfangen haben, ungeheure Gnaden!

Die Seminaristen, die die Wohltat der traditionellen Lehre empfangen, müssen Gott danken, der sie ihre Studien unter der Führung des hl. Thomas von Aquin machen läßt, dieses großen Lehrers, der all denen, die die kirchlichen Studien machen, als Vorbild der Wissenschaft und Weisheit gegeben wurde.

Man kann sagen, daß alle Studien des Seminars die Seminaristen Gott und unseren Herrn Jesus Christus, der Gott ist, besser begreifen lassen, sie auch das gesamte Erlösungswerk besser begreifen lassen. Die gesamte Theologie dreht sich um unseren Herrn Jesus Christus, seine Messe und sein Kreuz. Die ganze Philosophie ist gewissermaßen der Unterbau, das Podest, auf dem sich das Meßopfer erhebt. Alle Studien sind in diesem Sinn ausgerichtet. Die Synthese der Ausbildung der Seminaristen während ihrer Studienjahre ist der Altar, ist das Meßopfer.

Aus dem Reglement: Direktorium

4. Um die hohe Würde des Priestertums und die Erhabenheit des daraus hervorgehenden Amtes besser zu verstehen, müssen die Seminaristen vor allem danach trachten, ihren Glauben zu vertiefen und ständig zu wachsen in der Kenntnis unseres Herrn Jesus Christus und Seines Erlösungswerkes, das Er auf Erden vollendet hat, und mit dem sie durch das Priestertum in innige Verbindung treten werden.

5. Diesen Glauben sollen sie vertiefen durch ein betrachtendes Studium der natürlichen und übernatürlichen Wahrheiten, wie sie die Philosophie, die Theologie, die Heilige Schrift, die Kirchengeschichte und das kanonische Recht lehren, wobei sie sich bemühen, alles zurückzuführen auf unsern Herrn Jesus Christus – Recapitulare omnia in Christo – unter der Führung des hl. Thomas von Aquin. Sie mögen sich in vollkommener Weise mit dem Gedankengut des engelgleichen Lehrers vertraut machen, vornehmlich durch das Studium der Theologischen Summe, wo sie die sicherste Nahrung finden für einen erleuchteten Glauben, eine tiefe Frömmigkeit und eine wirksame und glühende Glaubensverkündigung.

Aus dem Reglement: praktische Richtlinien

Es wird alles getan, damit die Seminaristen eine solide philosophische, theologische, dogmatische und moralische Bildung erwerben nach der lichten Lehre des heiligen Thomas, welche die Päpste und das kirchliche Lehramt so oft empfohlen haben.

Wenn auch die Heiligkeit der Priester von höherer Wichtigkeit ist als ihre Wissenschaft, so ist doch ein Mindestmaß an Wissen notwendig für den, der dazu berufen ist, Seelen zum Glauben und zur Wahrheit zu führen.