Die Geschichte des Schlosses

1. Zaitzkofen – Geschichte – Schloss

Zaitzkofen geht auf eine bajuwarische Gründung zurück, die in der Zeit zwischen 500 bis 700 nach Chr. erfolgt sein muss.

Im 9. Jh. wird Zaitzkofen in der Urkundensammlung des Regensburger Subdiakons Anamodus erstmals erwähnt.

Ab dem 13. Jh. wird in Zaitzkofen ein Schloss (castrum) erwähnt, das durch die Jahrhunderte viele Besitzer kennt. Von 1532 bis 1808 ist das Schloss in den Händen der Barone bzw. später Grafen von Königsfeld.

1720 stiftet die Gräfin Maria Katharina von Königsfeld ein Benefizium; in diese Zeit (1730) fällt auch der Baubeginn des jetzigen Schlosses (in den Kellerräumen sind bedeutend ältere Mauern sichtbar). Der Bau ist um das Jahr 1780 abgeschlossen.

Das Schloss präsentiert sich als ein massiver, einheitlicher Bau von 48 Metern Länge und 22 Metern Breit. Besonderes Schmuckstück ist die St. Anna-Kapelle, mit dem Altarbild der hl. Anna, wie sie Maria lesen lehrt, von Giovanni della Croce (1780). Das Schloss ist von einer schönen Parkanlage mit Teich umgeben.

Auf die Grafen von Königsfeld folgt als Besitzer der berühmt berüchtigte Maximilian Montgelas (1759–1838). Er war Mitglied des Illuminatenordens, einer radikalen freimaurerischen Organisation, die im Geheimen arbeitete. Als ein durch die Illuminaten geplanter Umsturzversuch von der Geheimpolizei aufgedeckt wurde, floh er nach Zweibrücken. Später kehrte er zurück und wurde 1799 Geheimer Staats- und Konferenzminister. Seinen Hass gegen die Kirche offenbarte er in der unter seiner Führung brutal durchgesetzten Säkularisation (Verstaatlichung des Kirchenvermögens). Er ordnete die Kirche dem Staat unter und benutzte die Publizistik zur Popularisierung und die Staatsrechtsdoktrin zur gesetzlichen Formulierung seiner Ansichten. Damit leitete er auch einen geistigen Säkularisationsprozess ein. Kronprinz Ludwig I. setzte 1817 den Sturz Montgelas durch.

1926 kauften die Weißen Väter das Schloss und richteten hier ein Gymnasium ein. Pater Voigt komponierte das Heimatlied von Zaitzkofen. Es bestand eine große Verbundenheit mit dem Dorf und der Bevölkerung. 1937 wurde die Schule von den Nationalsozialisten aufgehoben und 1944 diente das Schloss vorübergehend als Lazarett. 1947 wurde die Schule dann aber wieder eröffnet.

1961 ging das Schloss in den Besitz der Mariannhiller-Patres über, die es als Spätberufenenseminar nutzten – allerdings mit wenig Erfolg; am Ende wohnte nur noch Pater Seger allein im Haus, das zum Verkauf stand.

1977 wurde Erzbischof Lefebvre, der ein Gebäude für seine deutschsprachigen Seminaristen suchte, auf das Zaitzkofener Schloss aufmerksam gemacht. Das erste deutschsprachige Seminar war 1975 in Weissbad (Schweiz) eröffnet worden, aber die Räumlichkeiten waren nur gemietet und erwiesen sich für die Dauer als ungeeignet.

In diesem Jahr wurde in Regensburg durch Freunde der überlieferten Messe der Verein St. Pius V. gegründet. Die treibende Kraft war der Bauingenieur Heinrich Schlüter. Dieser Verein kaufte am 26. Oktober 1977 zum Preis von 600.000 DM die Liegenschaft Zaitzkofen. Am 21. Dezember 1977 verkaufte Herr Schlüter das Objekt dann an die Priesterbruderschaft St. Pius X. Weil das Schloss sehr renovierungsbedürftig war und man für das Seminar eher etwas im Bodenseeraum suchte, dachte man zunächst daran, in Zaitzkofen ein Vorseminar einzurichten.

 

2. Das Priesterseminar Herz Jesu

Da man andernorts nicht fündig wurde, fällt an Pfingsten 1978 die Entscheidung: Zaitzkofen wird das zukünftige deutschsprachige Seminar. Weissbad blieb noch ein Jahr Priorat und Vorseminar.

Am 17.7.1978 zieht das Seminar von Weissbad nach Zaitzkofen um. Die Priester, Seminaristen und Brüder finden eine sehr freundliche Aufnahme bei der Bevölkerung; insbesondere heißt uns der Bürgermeister, Herr Anton Prückl, willkommen. Viel haben auch die wohlwollenden Artikel von Herrn Siegfried Bäumel in der Laber-Zeitung zum guten Klima beigetragen.

 

3. Chronik des Priesterseminars

Nach den vorausgegangenen umfangreichen und zügigen Umbauarbeiten kann Erzbischof Lefebvre das Priesterseminar am 1. Oktober 1978 im Rahmen eines levitierten Hochamts, das im Park vor der Kulisse des Schlosses gefeiert wird, einweihen. Einige Bruder-Postulanten werden bei dieser Gelegenheit eingekleidet und drei Novizen legen ihre ersten Gelübde ab. Wenige Tage danach treten 15 neue Seminaristen und vier Bruderpostulanten ein.

Der erste Regens (Leiter) des Seminars war P. Franz Schmidberger, der dieses Amt später noch zweimal ausübte. Weitere Regenten waren P. Josef Bisig, P. Paul Natterer, P. Niklaus Pfluger, P. Matthias Gaudron und P. Stefan Frey. Seit 2020 leitet P. Pascal Schreiber das Seminar.

Ende 1978: Beginn des Baus der Immaculata-Kapelle, die der Erzbischof am 29. April 1979 weiht.

1980: Beginn des Baus des Albertinums, das als Wohntrakt dient. Den Namen trägt es zu Ehren des hl. Albert d. Gr., der zwei Jahre Bischof von Regensburg war. Mitte der 80er Jahre erfolgt noch der Bau der Schreinerei und eines großen Lagerschuppens. All diese Ausgaben werden allein durch Spenden bestritten. Die Gläubigen sind sehr großherzig.

27.6.1981: Erste Priesterweihe durch Erzbischof Lefebvre, seither hat diese Zeremonie jedes Jahr stattgefunden. Bis heute (Frühjahr 2024) wurden 153 Priester in Zaitzkofen geweiht, die in der Folge zum Teil wichtige Aufgaben in unserem Werk wahrnahmen bzw. wahrnehmen.

1988 weiht Erzbischof Lefebvre vier Weihbischöfe. In der Folge davon verlassen einige Priester und Seminaristen die Priesterbruderschaft St. Pius X. und gründen die Petrusbruderschaft.

1.10.1988: Bischof Fellay weiht als junger Bischof in Zaitzkofen seine drei ersten Priester.

1989: Fall des Eisernen Vorhangs; nunmehr kommen auch Seminaristen aus den osteuropäischen Ländern, z. B. aus Polen, Tschechien, Kroatien, Ungarn, Litauen, Lettland, Estland und Russland.

Im Jahr 1998 wird das Seminar dem Unbefleckten Herzen Mariä geweiht und im Jahr 2000 als äußerer Ausdruck dieser Weihe die Fatima-Kapelle im Park gebaut, und zwar hauptsächlich in Eigenarbeit von Brüdern, Seminaristen und Freunden des Seminars. Ebenso wird die Schreinerei erweitert und ein Bienenhaus gebaut.

Von Zaitzkofen aus werden auch Kapellen im bayerischen Raum gegründet und zum Teil von den Priestern des Seminars betreut: Nürnberg, Bamberg, Altötting und Passau.

Heute (2024)

Da aufgrund gestiegener Eintrittszahlen das Haus voll besetzt ist, was dazu führt, dass einige Seminaristen ein Zimmer zu zweit bewohnen müssen und kaum Zimmer für die Unterbringung von Gästen vorhanden sind, wurde Ende 2023 mit den Bauarbeiten für ein neues Wohngebäude begonnen, das zu Ehren des hl. Bischofs Wolfgang von Regensburg, der auch der Patron der Diözese ist, den Namen Wolfgangianum tragen soll.

Personen, die sich um das Seminar verdient gemacht haben

In all den Jahren haben uns viele Laien tatkräftig unterstützt, an erster Stelle ist Herr Schlüter, Bauingenieur, zu nennen, der am Weihnachtstag 1992 verstorben ist. Sein Amt als Ökonom übernahm Herr Diether Helling, der 2014 verstarb.

Viele Jahre lang hat Frau Hilde Schmidt die Pforte versehen, Frau Buchner und Frau Angerer haben ganz am Anfang das Haus entrümpelt und sich dann 34 Jahre lang um die Wäsche gekümmert. Herr Dallmayer hat wertvolle Maurerarbeiten ausgeführt, Frau Hemauer war viele Jahre in der Schneiderei beschäftigt und hat dort unzählige Soutanen genäht.

Unter den Priestern, die hier unterrichtet haben, sind in besonderer Weise zu nennen: P. Mura unterrichtete Philosophie von 1982 bis 2016; P. Gaudron gab von 1991 bis 2006 vor allem Dogmatik, jetzt wieder seit Sommer 2018; P. Laroche ist seit 1996 der Moraltheologe und Kirchenrechtler; Lange im Amt ist auch P. Tobias Amselgruber, der seit 2001 Exegese unterrichtet. P. Schulz war von 1986 bis 1996 Subregens; P. Markus Pius Pfluger leitete von 1998 bis 2011 das Spiritualitätsjahr und war ab 2002 Subregens. P. Kasteleiner unterrichtete von 2006 bis 2018 Dogmatik und half in der Verwaltung mit. Von 2008 bis 2022 gab P. Francois Berthod Apologetik und einige philosophische Fächer; von 2011 bis zu seinem Ausscheiden war er zudem Subregens.

Ein wichtiges Element im Haus sind die Brüder, die sich vor allem der materiellen Aufgaben annehmen. Br. Josef war jahrelang Küchenchef, dann übernahm Br. Harald dieses Amt bis zum Sommer 2022. Br. Klaus war 17 Jahre Hausmeister und arbeitet nach einem längeren Aufenthalt in Polen seit 2022 wieder in der Schreinerei in Zaitzkofen. Br. Leo kümmert sich um den Außenbereich des Seminars und ist der Herr über zahlreiche Bienenvölker. Br. Georg ist seit über 25 Jahren in der Sakristei tätig, Br. Johannes war mehrere Jahre Hausmeister, jetzt hat Br. Lukas diese Aufgabe übernommen. Br. Oskar ist in der Küche tätig und kümmert sich um die Hühner des Seminars.

Im Brüdernoviziat, das ein zweiter Ausbildungszweig in unserem Haus ist, haben seit 1978 genau 50 Brüder ihre Gelübde abgelegt. Unter den Schwestern ist besonderer Weise Sr. Andrea († 1988) zu nennen, die viele Jahre an der Pforte tätig war. Jetzt sind es drei Schwestern, die an der Pforte, im Sekretariat und in der Schneiderei arbeiten. Auch Priester von auswärts haben uns tatkräftig unterstützt: P. Lux aus Beilngries, Pfr. Schwenold aus Wolfskofen, Pfr. Knab aus Vilsbiburg u.a.

Heute zählt das Seminar 47 Seminaristen, die von sieben Patres im Haus unterrichtet werden; dazu reist P. Schulz aus Innsbruck regelmäßig an, um Kirchengeschichte zu lehren; zwei Lehrer, Laien, widmen sich dem Latein-Unterricht. Dazu zählt das Haus jetzt fünf Professbrüder, fünf Novizen und einen Postulanten; seine Bewohner kommen aus 16 Nationen.

Jährlich werden auch mehrere Exerzitienkurse für Laien gepredigt.

Bedeutung des Seminars

Schloss und Park mit dem Weiher sind seit der Übernahme der Liegenschaft im Jahre 1977 zu einem Schmuckstück für die Gemeinde Zaitzkofen und die Umgebung geworden. Die jungen Leute mit ihrer schwarzen Soutane prägen das Dorfbild wesentlich mit.

Vor allem aber ist das Seminar eine Stätte des Gebetes, des geistlichen Ringens um ein authentisches christliches und priesterliches Leben, ein Ort, wo an der Erneuerung der Kirche gearbeitet wird. Die festlichen Gottesdienste, der gregorianische Gesang, die Anziehungskraft und die Ausstrahlung des Hauses haben eine Bedeutung weit über die unmittelbare Umgebung hinaus.

Obwohl die Seelsorge nicht die eigentliche Aufgabe eines Priesterseminars ist, hat sich auch eine Gemeinde von Gläubigen um das Seminar gebildet, die hier die Messe besuchen, die Sakramente empfangen und die Gelegenheit zur religiösen Weiterbildung sowie zum Katechismus-Unterricht für ihre Kinder haben.