Ein Ostergruß aus Zaitzkofen

Quelle: Priesterseminar Herz Jesu

Liebe Gläubige, 

Die heilige Messe ist nicht nur die Erneuerung des Kreuzesopfers auf Kalvaria. Sie ist auch ein Gedächtnis der Glorie des Herrn, d. h. seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Wie der auferstandene, verklärte Heiland den Seinen erschien und vertraulich zu ihnen sprach: „Der Friede sei mit euch; fürchtet euch nicht: Ich bin es”, so ist und weilt er mit seinen verklärten Wunden und seiner verhüllten Herrlichkeit in der Hostie.

Der verklärte Leib Christi

Tatsächlich empfangen wir den Leib unseres Herrn in der heiligen Eucharistie genau in jenem Zustand, in welchem sein heiliger Leib gerade ist, d. h. als Auferstandener mit seinem herrlich verklärten Leib.

Nicht umsonst legt die Kirche so großen Wert auf die heilige Kommunion in der österlichen Zeit. Zu keiner anderen Zeit macht sie ihren Kindern den würdigen Empfang zur Pflicht.

Diese Vereinigung ist eine Teilnahme am Leben Christi. Nicht er wird in uns verwandelt, sondern wir in ihn, und diese Verwandlung ist lebenspendend. Sie legt in uns den Keim der Unsterblichkeit nach den Worten im Johannesevangelium: „Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage” (Joh 6,40).

Die Auferstehung in der Seele

Nicht erst am jüngsten Tag, sondern schon zu unsern Lebzeiten geschieht durch die heilige Kommunion in unserer Seele eine gewisse Auferstehung. Die Vereinigung mit Christus, die nicht nur rein äußerlich, sondern vor allem auch innerlich geschieht, ist eine wahrhaft umgestaltende Vereinigung. Anstatt alles nach den Grundsätzen der Welt zu beurteilen, fangen wir an zu denken wie Christus, nach den Grundsätzen des Evangeliums. Unser Wünschen und Wollen richtet sich nach dem, was er von uns verlangt und wünscht. Das Herz löst sich nach und nach vom Egoismus, um Gott innig zu lieben. Selbst die Nächsten erfahren von dieser Umwandlung. Sie werden immer mehr in Gott geliebt.

Die Osterkommunion als Teilnahme am Leben Christi

Nicht der alte Mensch in uns lebt, denkt und handelt, sondern Jesus selbst, sein Geist lebt in uns und belebt unseren Geist, sodass wir immer mehr mit dem heiligen Paulus sagen können: „Ich lebe - aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir” (Gal 2,20). Wenn wir völlig begreifen würden, was diese Umwandlung bedeutet, wir hätten bereits einen Vorgeschmack des Himmels auf Erden und würden gut verstehen, warum die Heiligen in der Vereinigung mit Christus ein wahres Paradies sehen konnten.

Die Hindernisse der geheimnisvollen Vereinigung mit Christus

Diese Wirkungen der heiligen Kommunion in unserer Seele geschehen jedoch nicht, wenn wir uns dagegen sperren. Leider sind die Seelen meistens voll von Hindernissen, sodass sie kaum etwas von dieser Verwandlung erfahren, und nicht im Geringsten die Wirkungen davon spüren, auch wenn sie sehr oft zur heiligen Kommunion gehen.

Wer jedoch bereit ist, sein eigenes Wollen und Wünschen völlig aufzugeben, um es den Gesinnungen unseres Herrn anzugleichen, wird sehr bald von der Macht dieser Vereinigung erfahren. Unser Herr wird nicht nur sein Leben mitteilen, er wird es in Überfülle mitteilen. „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und im Überfluss haben” (Joh 10,10).

Gerade in der österlichen Zeit ist es an uns, die Seele weit zu öffnen, um dieses Leben in uns aufzunehmen und es sorgsam zu pflegen, zu vermehren, ganz besonders durch die heilige Kommunion.

In diesem Sinne möchte ich Ihnen im Namen der ganzen Seminargemeinschaft ein gnadenreiches und frohes Osterfest wünschen.

Mit priesterlichem Segensgruß

     P. A n d r e a s J e i n d l