Der aktuelle Wochenbrief (Nr. 11/2024)

Quelle: Priesterseminar Herz Jesu

Liebe Gläubige,

Litaneien sind eine alte und von der Kirche stets gepflegte Gebetsform. Bereits der 135. Psalm Israels war eine Art Litanei. In vielen Litaneien entspringen die Anrufungen der Tiefe der Kontemplation vieler Heiliger wie aus einem überfließenden Brunnen. Die Gebetsrufe steigen empor wie Funken aus lodernden Flammen. Die Vielzahl der Anrufungen leuchtet und funkelt wie blitzende Edelsteine.

Die Litanei zum heiligsten Herzen Jesu

Da unser Seminar dem heiligsten Herzen Jesu geweiht ist, erscheint es angebracht, über dessen Reichtümer mehr zu erfahren, um offen für eine größere und innigere Verehrung werden zu können. Es kann nämlich niemand lieben, was er nicht kennt. Die Litanei zum heiligsten Herzen Jesu lässt uns gleichsam von 33 Blickwinkeln dieses erstaunliche Herz bewundern und betrachten. Genauso viele Anrufungen hat diese Litanei nach der Zahl der Jahre, die unser Herr unter uns Menschen auf Erden verbracht hat. In diesen 33 Jahren hat er die Reichtümer seines Herzens auf Erden geoffenbart, damit wir sie bis zum Ende der Zeiten entdecken und bewundern können.

Die Bedeutung des Herzens

Mit dem Ausdruck „Herz“ darf nicht bloß das körperliche Organ verstanden werden, welches in der Brust unseres Herrn schlägt. Auch wenn es in der Mitte des Körpers seinen Sitz hat und allen Teilen durch seine Bewegung das Leben mitteilt, muss es bei allen Anrufungen als Symbol, Sinnbild und Zeichen des gesamten menschlichen Innenlebens verstanden werden, und hier vor allem als  Symbol der leib-seelischen Mitte des Menschen, seiner innersten und edelsten Kräfte, von denen der Gipfel in der Liebe besteht.

Mehr als alle übrigen Glieder seines menschlichen Leibes muss das Herz Jesu natürliches Zeichen und Symbol seiner unendlichen Liebe zum Menschengeschlecht sein. Es ist in diesem Zusammenhang nicht ohne tiefe theologische Bedeutung, dass das Herz Jesu am Kreuz von der Lanze durchbohrt und geöffnet wurde.

Die Offenbarung des Herzens

Auch die Offenbarungen des Herzens Jesu an die heilige Margareta Maria Alacoque sind nicht ohne tiefe Bedeutung für uns und unsere Zeit. Sie liegt nach den Worten Pius XII. darin, „dass Christus der Herr, indem er sein heiligstes Herz offenbart, auf außerordentliche und einzigartige Weise den Geist und das Herz der Menschen aufrufen wollte, das Geheimnis der Liebe des barmherzigen Gottes zum Menschengeschlecht zu betrachten und zu verehren.“

Herz des Sohnes Gottes

Christus ist der Sohn des ewigen Vaters und darum Gott selbst; darum muss das menschliche Herz Christi das Herz Gottes selbst genannt werden. Ohne diese Wahrheit wäre dieses Herz nicht fähig, ein unendlich wertvolles Opfer zu bringen. Ein bloß menschliches Herz wäre niemals mächtig genug, uns zu erlösen. So aber werden wir durch das Herz Jesu mit Gott selbst versöhnt und erlangen durch dieses heiligste Herz auch alle Gnadengaben Gottes, die uns wahrhaft reich machen.

Herz des Sohnes, des ewigen Vaters

Eine der ersten großen Irrlehren, welche den katholischen Glauben zu zerstören drohte, war der Arianismus. Die Arianer suchten in immer neuen Wellen den Glauben an die Gottheit Christi zu beseitigen. Sie nutzten dafür alle möglichen Waffen, die sie erreichen konnten: Wissenschaft, Politik, Macht, Betrug, Täuschung und Heuchelei. Und leider mit so großem Erfolg, dass der heilige Hieronymus klagen konnte: „Der Erdkreis erbebte, als ihm zum Bewusstsein kam, dass er arianisch geworden war.“ Selbst vor den Bischöfen und sogar Päpsten machte der Arianismus nicht halt und verbreitete auch überall dort sein Gift. Bischöfe, die für den katholischen Glauben kämpften, wie der heilige Athanasius, wurden sogar exkommuniziert. Heute erleben wir ähnlich große Angriffe auf die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus inmitten seiner eigenen katholischen Kirche. Umso entschlossener muss auch unser Bekenntnis zur Göttlichkeit des heiligsten Herzens Jesu sein. An dieser Wahrheit hängt nämlich unser ganzes Heil.

Mit priesterlichem Segensgruß

P. A n d r e a s J e i n d l