Der aktuelle Wochenbrief (Nr. 12/2024)

Quelle: Priesterseminar Herz Jesu

Liebe Gläubige,

Herz Jesu heiliger Tempel Gottes, erbarme dich unser!

Als Moses vor dem brennenden Dornbusch stand, mahnte ihn Gott, die Schuhe auszuziehen. „Denn der Ort, an dem du stehst ist heiliger Boden“ (Exod 3,5). Bei allen Völkern und allen Zeiten forderte das Heilige Ehrfurcht und Zurückhaltung, weil der Heilige schlechthin nur Gott selbst sein kann. Es gehört gleichsam zu seinem innersten Wesen, dass er das Gute liebt und das Böse hasst.

Heiliger Tempel

Der Tempel war im auserwählten Volke das Heiligtum, in dem Gott wohnte, der Mittelpunkt des gesamten religiösen und politischen Lebens. Dennoch war er nur ein Sinnbild für den lebendigen Tempel: den Leib unseres Herrn Jesus Christus. Er selbst sagte nämlich: „Reißt diesen Tempel nieder und ich werde ihn in drei Tagen wieder aufbauen“ (Joh 2,19). Er sprach vom Tempel seines Leibes.

Das Allerheiligste

Beim Tempel in Jerusalem wurde das Heiligste vom Allerheiligsten getrennt, einem Raum hinter einem Vorhang, den niemand betreten durfte als der Hohepriester. Dort stand die Bundeslade mit den Gesetzestafeln des Moses, dem Manna und dem Stab Aarons. Im Tempel des Leibes Christi muss es auch ein Allerheiligstes geben. Es besteht im Herzen Jesu, weil es das große Geheimnis der Liebe Gottes birgt.

Wenn wir das Herz Jesu heiligen Tempel Gottes nennen, bringen wir zum Ausdruck, dass dieses Herz in einer unvergleichlichen Vereinigung mit Gott steht, so sehr, dass Gott in ihm als in seinem Eigentum lebt und wirkt und sich durch dieses Herz offenbart.

Aufgrund dieser innigsten Vereinigung mit Gott kommt dem Herzen Jesu eine dreifache Heiligkeit zu.

Die unendliche Heiligkeit Gottes selbst

Durch die wesenhafte Vereinigung der Menschheit Christi mit der Gottheit nimmt diese Menschheit teil an der Würde und Erhabenheit Gottes selbst. Daher besitzt das Herz Jesu eine unendliche Majestät. Aufgrund dieser unendlichen Heiligkeit haben alle Werke Christi, insbesondere sein heiliges Leiden und Sterben, einen unendlichen Wert. Kein anderer als Christus konnte uns erlösen, da es sonst keinen Menschen gibt, dessen Werke unendlich wertvoll sein könnten. Christus bedeutet der Gesalbte. Propheten, Könige und Tempel wurden gesalbt. Unser Herr wurde aber nicht mit einem geschaffenen Öl gesalbt, sondern mit dem Öl der Gottheit selbst. Seine Heiligkeit ist die unendliche Heiligkeit Gottes selbst.

Die geschaffene Heiligkeit der heiligmachenden Gnade

Die Menschheit Christi hat auch die heiligmachende Gnade, ähnlich wie wir sie haben können, jedoch in unvergleichlicher Vollkommenheit. Seine heiligmachende Gnade gilt als die „Gnade des Hauptes“ des mystischen Leibes. Sie ist Quelle des Gnadenlebens aller Glieder.

Die sittliche Heiligkeit im Tun

Diese Form der Heiligkeit ist für uns am verständlichsten, da sie das Tun Christi betrifft und als Vorbild für unser Streben nach Vollkommenheit dient. Paulus fordert die Philipper auf: „Seid gesinnt wie Christus Jesus“ (Phil 2,5). Christus lehrt uns das Beten, arbeitet, leidet und opfert, um uns ein nachahmungswürdiges Beispiel zu geben.

Krönung der Liebe

Die Krönung seiner Heiligkeit liegt in der Liebe, „die Liebe ist ja das Band der Vollkommenheit“ (Kol 3,14). Was er tat, tat er aus Liebe zum Vater und zu uns, um uns Weg, Wahrheit und Leben zu sein. Er liebte uns bis ans Ende (Joh 13,1). „Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15,13). Daher ist das Herz Jesu das vollkommenste der Herzen, der heilige Tempel Gottes, in dem wir Gott verehren und in dem uns das Heil geschenkt wird.

 

Mit priesterlichem Segensgruß

P. A n d r e a s J e i n d l