Große Prozession in Regensburg zu Ehren der Patrona Bavariae

Quelle: Priesterseminar Herz Jesu

Am Festtag Patrona Bavariae am 07. Mai 2022 fand sich das Priesterseminar Herz Jesu zusammen mit vielen Gläubigen zu einer großen Prozession zu Ehren der Schutzfrau Bayerns in Regensburg ein. Der lange Zug von Betern ging knapp eine Stunde durch die historische Altstadt von Regensburg und endete direkt vor dem Dom. Viele Passanten und Touristen verfolgten aufmerksam die Prozession, manche schlossen sich gar an und blieben bis zum Schlussegen bei der Gruppe.

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Lesen Sie hier die Abschlusspredigt von Pater Francois Berthod, Subregens des Priesterseminars:

In Christus Geliebte,

ich darf zuallererst den Organisatoren dieser Prozession für die freundliche Einladung, an Sie ein paar Worte richten zu können, danken.

Wir haben eine Prozession zu Ehren der Patrona Bavariae abgehalten, der das Land Bayern seit mehr als 400 Jahren geweiht ist. Wir haben die Jungfrau Maria, die Mutter unseres Herrn Jesus Christus, verehrt, wir haben sie angefleht, wir haben von ihr den Triumph ihres unbefleckten Herzens erbeten. Wieso haben wir es getan?

Diese Ansprache richtet sich besonders:

- an Sie, liebe Priesteramtskandidaten aus dem Priesterseminar Herz Jesu von Zaitzkofen,

- und noch mehr an Sie, liebe Mitglieder der Katholischen Jungendbewegung,

weil Sie die aufkommende Generation sind, weil Ihre Jugend die Hoffnungen der Zukunft trägt.

Die Generationen, die Ihnen vorangegangen sind, überlassen Ihnen eine Gesellschaft und eine Kirche, denen es nicht besonders gut geht:

Der kirchliche Apparat verliert seit mehreren Jahrzehnten schon beständig an Lebendigkeit. Seine Überzeugungskraft ist lahm geworden. Nur noch ein Viertel der deutschen Bevölkerung  bekennt sich, zumindest auf dem Papier, als katholisch. Davon besuchen weniger als 10% regelmäßig den sonntäglichen Gottesdienst. Und das sind noch die Zahlen vor Corona ! Ferner erweist sich die katholische Intelligentia als unfähig, der öffentlichen Gottlosigkeit, der Entwürdigung der Frau, der Mutterschaft und der Familie und dem faktischen Atheismus der Staaten die Stirn zu bieten. Die katholische Botschaft ist vom öffentlichen Diskurs verschwunden. Die Kirche steckt in einer großen Krise. Fünf Jahrzehnte Aggiornamento haben die katholische Kirche für die Intensiv-, wenn nicht für die Palliativstation reif gemacht.

Seitens der Gesellschaft nehmen, trotz allen Fortschritten von Wissenschaft und Technik, trotz allen Errungenschaften im sozialen Gebiet, trotz allen Bemühungen der Regierungen zur Bildung und zum Wohl der Bevölkerung, allerlei Übel zu.

Um nur ein paar Beispiele zu geben:

- Die virtuelle Kriminalität breitet sich aus. Hacking-, Phishing- und weitere Betrugsversuche füllen unsere Mailboxen.

- Noch viel schlimmer ist, dass die deutsche Kriminalstatistik eine stetige Zunahme der Straftaten des sexuellen Kindesmissbrauchs sowie der Kinder- und Jugendpornografie verzeichnet. „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)“ – ich zitiere einen Bericht des Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindermissbrauchs – „geht für Deutschland von einer Million betroffener Mädchen und Jungen pro Jahr aus, die sexuelle Gewalt erlebt haben oder erleben. Das sind pro Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder.“

- Ein ganz anderes Beispiel in einem ganz anderen Bereich: eine kleine Krankheit hat die ganze Welt auf den Kopf gestellt. In vielen Ländern gab sie Anlass zu großen Unruhen, bis hin zu Gewalttaten und Regierungskrisen.

- Letztendlich ist vor wenigen Wochen auf dem europäischen Kontinent ein Krieg ausgebrochen, was vor ein paar Monaten noch unvorstellbar schien.

Dies alles verunsichert die Menschen. Es beunruhigt selbstverständlich auch uns Katholiken. Wir müssen alle feststellen, dass unsere post-christliche, moderne, laizistische Gesellschaft sehr labil ist, in kürzester Zeit ins Chaos kippen kann, wie ein Kreisel, der sehr schnell sein Gleichgewicht verliert und aus seiner Bahn gerät.

Und Sie, liebe Jugendliche, Sie, die neue Generation haben das Recht, sich eine Gesellschaft und eine Kirche zu wünschen, die beide besser sind als derzeit. Eine Gesellschaft und eine Kirche, die dem Vorbild mehr entsprechen, welches uns der Schöpfer und Erlöser aller, der einzig wahre Gott, Jesus Christus, vorgelebt hat. Eine Gesellschaft und eine Kirche, in welchen das weise und menschenfreundliche Gesetz Jesu Christi anerkannt und umgesetzt wird. Sie haben das Recht es zu wünschen und Sie wollen auch daran arbeiten, für Sie selbst und für Ihre Kinder.

Aber was können Sie tun?

Ohne eine Referenz die sie übertrifft, ohne eine Autorität die sie lenkt, können sich die Menschen, langfristig gesehen, nur untereinander zerreißen. Kein Mensch kann der Menschheit Frieden geben. Nur Gott, ein Gott der über den Menschen steht, der von ihrer Bosheit in keiner Weise gemindert wird, ein Gott der diese Bosheit durch seine Güte besiegt und heilt, kann den Menschen, kann den Nationen Frieden geben.

Und diesen Gott gibt es! Und er hat es getan!

Er hat sich den Menschen offenbart, er ist selbst zu uns gekommen, er ist selbst Mensch geworden, er hat uns gezeigt wie wir zu leben haben und er hat all unsere Missetaten in Liebe zu uns auf sich genommen und gesühnt. Sie kennen diesen Gott, Sie haben eine lebendige Beziehung zu Ihm, es ist Ihr Herr und Erlöser, ihr lieber Heiland, der Friedensstifter Jesus Christus!

Und weil Er uns Menschen und unsere Bedürfnisse so gut kennt, ist er nicht allein zu uns gekommen. Er hat sich eine Mutter auserwählt, er hat ihr ein unbeflecktes Herz geschaffen und uns diese wunderbare Mutter hinterlassen! Die allerseligste Jungfrau Maria ist unsere Mutter! Das bayerische Volk hat es früher gut verstanden. Aus ihr hat es die Patrona Bavariae gemacht!

Was können wir tun? Nicht viel, aber Entscheidendes!

Ein jeder von uns kann an seinem Platz diesen Frieden Christi, das süße Gesetz Jesu Christi, annehmen und beherzigen. Jeder kann sich durch den Erlöser und durch seine Sakramente von seiner Bosheit reinigen lassen. Jeder kann sein Leben nach dem Leben Jesu ausrichten: mit der Hilfe seiner Gnade. Wir können wie Er verzeihen und das Böse durch das Gute überwinden. Wir können sein Geschenk, seine heilige Mutter, annehmen und genau das tun Sie heute, liebe Seminaristen und liebe Gläubige. Deswegen haben Sie ihr zu Ehren diese Prozession organisiert und an Ihr teilgenommen. Ich beglückwünsche Sie dafür!

Wieso haben wir die Mutter Jesu um den Triumph ihres unbefleckten Herzens angefleht? Weil dieser Triumph der Triumph ihrer Liebe ist!

Dies ist die einzige Liebe, die die Welt von der Bosheit befreien kann, weil diese Liebe, in ihr Herz eingegossen, die eigene Liebe Gottes ist. Diese Liebe wird auch unsere Herzen beleben, wenn wir die eben sogenannte „Mutter der schönen Liebe“ verehren und zur eigenen Mutter machen.

Wir werden nun alle zusammen, kniend für die die es können, das Weihegebet zur Patrona Bavariae sprechen. Am Schluss des Textes gibt es eine Lücke für das betroffene Anliegen. Unser Anliegen ist die Überwindung aller Übel, diejenigen die ich erwähnt habe und alle anderen. Wir werden es mit den Worten ausdrücken:

Für den Triumph des unbefleckten Herzens Mariens!

Weihe an Maria, die Schutzfrau Bayerns

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Heilige Maria, Schutzfrau Bayerns, unsere Herrin, unsere Mutter und Königin! Nimm uns, Deine Kinder, unter Deinen Schutz und Schirm. Segne unser bayrisches Vaterland, das uns Gott zur irdischen Heimat gegeben hat. Nimm hin die Menschen dieses Landes und uns selbst. Nimm hin unseren Leib, unsere Seele, unser Wollen und Tun. Nimm hin unser Gebet und unsere Arbeit. Nimm hin unser Herz und wandle es nach dem Herzen Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, der uns durch seinen Tod am Kreuz erlöst hat. Laß uns und unser ganzes Volk erkennen, daß nur in der treuen Bewahrung des Glaubens und im Streben nach den christlichen Tugenden wahrer Frieden zu finden ist. Heilige Maria, Patronin Bayerns, sei uns eine mütterliche Fürsprecherin am Throne Gottes, vor allem in den Anliegen … und erhöre unser Gebet. Es segne und beschütze uns der allmächtige Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.